Expertentipps für erfolgreiches Change Management: 15 „Dos and Don’ts“
Silke Lehmann, Managing Director of Business Process Management, Accenture
Fünf „Dos and Don’ts“ für eine veränderungsfreudige Unternehmenskultur
DON'T: Ignorieren Sie auf keinen Fall das Wissen derjenigen, die die eigentliche Arbeit machen. Ohne Input von den Mitarbeitenden vor Ort entgehen Ihnen möglicherweise wertvolle Hinweise, drohende Hindernisse und ein besseres Verständnis dafür, wie sich Veränderungen ganz konkret auf die täglichen Aufgaben auswirken. Silke Lehmann, Managing Director of Business Process Management, Accenture, die auf dem Celosphere 2023 Changemaker Panel mitdiskutiert hat, sieht das genauso: „Es kommt darauf an, die täglichen Herausforderungen Ihrer Teams wirklich zu verstehen. Hierfür gilt es also, entsprechende Zeit einzuplanen.“
DON'T: Verlassen Sie sich nicht nur auf begeisterte Unterstützer. Unseren Experten ist bewusst, dass es deutlich einfacher ist, sich auf motivierte Mitstreiter zu konzentrieren. Solche Personen spielen natürlich eine wichtige Rolle, allerdings entgeht Ihnen durch einen zu starken Fokus auf diese Gruppe möglicherweise wichtiges Wissen. Wer sich Zeit nimmt, aus „Bedenkenträgern“ Befürworter zu machen, lernt, wie man Zweifler umstimmen kann.
DON'T: Halten Sie selbstgesteuertes Lernen nicht für ein Allheilmittel. Nicht jeder hat die Zeit, die Geduld oder das Bedürfnis, sich umfassend und selbstgesteuert weiterzubilden. Virtuelle Module einfach in ein Lernportal zu stellen – nach dem Motto: „viel Spaß und Erfolg“ –, bringt vermutlich nicht bei allen Beteiligten die gewünschten Ergebnisse.
DON'T: Halten Sie keine Informationen zurück. Es mag zunächst einfacher und vielleicht sogar sinnvoller erscheinen, Informationen zurückzuhalten. Das gilt vor allem, wenn zu befürchten ist, dass die Informationen die Teams verwirren oder überfordern könnten. Allerdings kann die Geheimnistuerei fatale Konsequenzen haben: Nicht zu wissen, wohin sich die Organisation entwickelt oder sich möglicherweise sogar hintergangen zu fühlen, verursacht zusätzlichen Stress und dauerhaftes Misstrauen.
Steve Carpenter, Executive Director, GBS Digital Services, Merck Sharp & Dohme (MSD)
Fünf Tipps für prozessorientiertes Change Management
DON'T: Verzetteln Sie sich beim Change-Management nicht mit zu vielen Akteuren und Aktionen. Wenn Sie bereits in der Anfangsphase Ihres Projektes versuchen, zu viele Perspektiven und Prioritäten einzubinden, kann das den Prozess lähmen. Suchen Sie sich für den Start lieber eine Handvoll wichtiger Unterstützer und erhöhen Sie erst nach und nach Tempo und Umfang.
2. DO: Holen Sie sich die Unterstützung vom Top-Management. Ein weiterer Punkt, der für das Panel unstrittig war: Ihr Change-Projekt braucht die Unterstützung der Chefetage. Steve Carpenter betonte: „Nutzen Sie Ihr Netzwerk, holen Sie sich die erforderliche Unterstützung vom Management und zielen Sie dabei auf die höchste Führungsebene“. Auch Alexander Stromberg, Mitbegründer und CEO von Apolix, meinte, „die Zustimmung der Führungskräfte ist absolut wichtig“. Hierbei sollte die Kommunikation entsprechender Kernbotschaften ebenso regelmäßig wie leidenschaftlich erfolgen. Zudem sollten Sie dafür sorgen, dass jeder versteht, warum und wie Änderungen umgesetzt werden. Dies kann ihre Einführung wesentlich erleichtern.
DON'T: Passen Sie auf, dass Sie keine wichtigen Akteure ohne Führungsverantwortung übersehen. Die Initiatoren und Umsetzer von Veränderungsstrategien sind nicht automatisch ihre besten Botschafter. Alexander Stromberg empfiehlt daher, die Kommunikation zu stärken, indem man „sowohl auf Akteure der unteren als auch der oberen Ebene setzt, die die Veränderungen tatsächlich befürworten." Silke Lehmann rät: „Suchen Sie nach informellen Influencern – das sind nicht immer die hierarchiehöchsten Personen, sondern oftmals diejenigen, denen andere sich mit ihren Fragen und Sorgen anvertrauen.“
DON'T: Verteilen Sie die Change-Verantwortung nicht auf isoliert arbeitende Einzelpersonen. Auch wenn es wichtig sein kann, komplexe Change-Prozesse aufzuteilen, können die dadurch entstehenden Silos sich als tückische Falle entpuppen. Das gilt vor allem bei unregelmäßiger und unpräziser Kommunikation. Stellen Sie den regelmäßigen Austausch zwischen Ihren Mitarbeitenden sicher und sorgen Sie für ausreichende Unterstützung.
DON'T: Sie sollten bei Ihrem Change-Management-Prozess das Rad nicht neu erfinden. Bei komplexen Veränderungsprozessen kann allein schon die Wahl des Startpunktes eine Herausforderung sein. Das gilt vor allem, wenn Sie bisher noch nicht mit den Arbeitsweisen rund um Change-Projekte vertraut sind. Um nicht zu den 70 Prozent der gescheiterten Projekte zu gehören, sollten Sie auf einem soliden Fundament aus bewährten Verfahren und umfangreicher Veränderungs-Expertise aufbauen.
5. DO: Unterstützen Sie Ihr Change-Projekt mit Prozessintelligenz. Unser Changemaker-Panel bewertet die von Celonis bereitgestellte Prozessintelligenz als äußerst nützliche Unterstützung bei Change-Projekten. „Wenn man Transformation als Reise betrachtet,“ so Silke Lehmann, „dann ist Prozessintelligenz ein idealer Reisebegleiter, der sich schon als hilfreich erweist, bevor die Reise überhaupt beginnt: Prozessintelligenz hilft Ihnen bei der Planung und lässt Sie den Nutzen und Wert von Veränderungen überhaupt identifizieren. Außerdem können Sie mit Prozessintelligenz im Vorfeld klare Prioritäten setzen und eine Roadmap entwickeln. Während des Projektes hilft Prozessintelligenz wiederum dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen, Prozessverbesserungen zu implementieren und das richtige Systemdesign zu finden. Und im Anschluss können Sie damit die Ergebnisse messen und sicherstellen, dass Ihre Prozesse wie geplant ablaufen.“ Alle Diskussionsteilnehmer berichteten zudem, dass sie mit Celonis die Prioritäten besser setzen und datengestützt bessere Entscheidungen treffen konnten. Zudem ließ sich der Fortschritt bei den Veränderungen sehr exakt messen.
DON'T: Beginnen Sie nicht mit der Projektplanung, bevor Sie Ihre Prozesse genau verstanden haben. In einer Umfrage unter mehr als 400 Führungskräften in der DACH-Region stimmten 80 % der Befragten zu, dass Prozesse so etwas wie das „Herzstück“ eines Unternehmens sind, um die Unternehmensziele zu erreichen. Prozesse können Ihr größter Hebel für erfolgreichen Wandel sein. Entsprechend sollten Sie sie als ein wirkungsvolles Instrument für Ihren Projekterfolg nutzen.
Silke Lehmann, Managing Director of Business Process Management, Accenture
Fünf Tipps, um Veränderungen zu messen, zu etablieren und aus ihnen zu lernen
1. DO: Machen Sie Geduld zu einer Säule Ihres Change-Projektes. Ein weiteres Diskussionsthema des Changemaker-Panels war die oftmals mangelhafte Geduld. Unternehmen geben demnach häufig auf, ohne dass ein Change-Projekt seine Wirkung überhaupt entfalten konnte. Alexander Stromberg zufolge ist Beharrlichkeit jedoch der Schlüssel für nachhaltigen Wandel: „Viele Unternehmen sind zunächst begeistert und verharren dann in einer Sackgasse, obwohl das gewünschte Ergebnis bereits in greifbarer Nähe ist.“ Steve Carpenter sagte: „Für langfristige, nachhaltige Veränderungen braucht man eben auch einen langen Atem. Um das Ziel zu erreichen, muss man kontinuierlich daran arbeiten und eine gute Strategie haben“. Sein Rat lautet: „Finden Sie die Balance zwischen schnellen, aufmerksamkeitsstarken Erfolgen und solchem mit nachhaltigem Nutzen – so bleibt das Change-Projekt kontinuierlich in Bewegung.“
DON'T: Erwarten Sie nach einem kurzen Kraftakt keine großen oder dauerhaften Veränderungen. Vollmundige Versprechungen und ambitionierte Deadlines mögen anfänglich für begeisterte Führungskräfte und Stakeholder sorgen. Allerdings sind realistische Zeitpläne immer die bessere Wahl. Sorgen Sie für eine Erwartungshaltung, die eine längere Implementierungszeit ermöglicht und auch nach dem Projekt eine langfristige Unterstützung sicherstellt.
2. DO: Messen Sie den Erfolg mit eindeutigen und aussagekräftigen Kennzahlen. Für unsere Panelteilnehmer war klar, dass eindeutige Ziele sowohl über den Erfolg eines Change-Projekts entscheiden als auch dafür sorgen, dass alle im Unternehmen die Veränderungen mitbekommen. „Zum einen sollte man den Nutzen immer im Blick behalten und messen. Zum anderen gilt es, alle Kräfte auf die gesetzten Ziele zu richten und mögliche Hindernisse zu erkennen“, so Steve Carpenter. Richten Sie den Fokus nicht zu sehr auf schnelle Erfolge wie absolvierte Schulungen oder eingehaltene Deadlines (obwohl auch das wichtige erst Schritte sind), sondern auch auf längerfristige Ziele wie die sukzessive Steigerung von Produktivität, Effizienz, Prozesstreue, Compliance und Auslastung. Setzen Sie auf kleinteilige Ziele, die sich sukzessive erreichen lassen. Binden Sie hierbei die Stakeholder mit ein und nutzen Sie das Erreichen von Meilensteinen für eine kritische Neubewertung der Ziele.
DON‘T: Definieren Sie keine zu allgemeinen oder zu starren Ziele. Die festgelegten Ziele helfen Ihnen, Ihr Change-Projekt zu steuern, den Erfolg zu messen und alle Beteiligten davon zu überzeugen, dass sich der Aufwand tatsächlich lohnt. Seien Sie also gewissenhaft und kritisch, wenn Sie diese Ziele festlegen und passen Sie sie an, falls sich die Rahmenbedingungen ändern.
DON'T: Warten Sie mit Fortschrittsmessungen nicht bis zum Ende des Change-Prozesses. Wenn Sie mit der Überprüfung zu lange warten, kann dies den gesamten Projekterfolg gefährden. Alexander Stromberg empfahl zudem, die Resultate früher Erfolge (vor allem kleine Veränderungen mit quantifizierbaren Ergebnissen) zu nutzen, um Führungskräfte für die anstehenden Änderungen zu gewinnen: „Wenn Sie dem Management messbare Effekte aufzeigen, steigt deren Bereitschaft, die Veränderungen wirklich voranzutreiben“.
DON'T: Schließen Sie Ihr Center of Excellence nicht, um Kosten oder Personal zu sparen. Ein Center of Excellence kann auf den ersten Blick als kurzfristige Übergangslösung erscheinen. Entsprechend liegt es für Unternehmen nach einem erfolgreichen Projekt nahe, durch die Schließung Kosten zu sparen und die Team-Ressourcen anderweitig einzusetzen. Hier gilt es zu bedenken: Der Aufbau weiterer Analyse- und Umsetzungsfähigkeiten kann bei zukünftigen Change-Projekten von großem Nutzen sein. Betrachten Sie das Kompetenzzentrum als eine weitsichtige Investition in das Unvermeidliche: den kommenden Wandel.
5. DO: Nutzen Sie die gewonnenen Erkenntnisse für kommende Change-Projekte. Am Ende eines Change-Projektes sollte immer eine Manöverkritik stehen, um mit dem Team sowohl die Erfolge zu feiern als auch aufgetretene Probleme zu identifizieren. Das ist übrigens eine optimale Gelegenheit für den Einsatz von Prozessintelligenz, wie Silke Lehmann bestätigt. Demnach nutzt Accenture Celonis für faktenbasierte Erkenntnisse vor, während und im Anschluss an Change-Projekte und kombiniert diese mit qualitativen Maßnahmen wie beispielsweise Umfragen: „Informationen sind die Grundlage für Entscheidungen - deswegen führen bessere Informationen automatisch zu besseren Entscheidungen“, so Lehmann.