4. Unvollständige Fit-Gap-Analyse
Bevor Sie den Umzug auf ein neues System angehen, sollten Sie nicht nur Ihre Legacy-Prozesse genau kennen, sondern auch die nächsten Schritte. Wie sollen Ihre Prozesse in Zukunft aussehen? Welche funktionellen, operativen und technischen Anforderungen hat Ihr Unternehmen? Und kann Ihr neues System diese erfüllen?
Eine Fit-Gap-Analyse beantwortet genau diese Fragen.
Üblicherweise definieren Ihre internen Subject Matter Experts (kurz SMEs), Prozessverantwortlichen und externe Berater in einer Reihe von Workshops die Anforderungen und Lücken Ihrer Ist-Lösung, entwickeln neue Abläufe für den Soll-Prozess, und beurteilen, welche Anforderungen von der Standardlösung des Anbieters erfüllt werden.
Doch wenn Ihre Prozessdokumentation von Beginn an unvollständig und subjektiv ist, sehen die Lösungen, die Sie in Ihrer Fit-Gap-Analyse entwerfen, nicht anders aus. Natürlich sind die Beiträge jedes einzelnen Stakeholders wertvoll – aber deren individuelle Expertise, Erfahrung und Wissenslücken führen unweigerlich zu fehlerbehafteten Prozessmodellen, deren Probleme sich erst nach dem Launch zeigen.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, dass einer Ihrer SMEs bei Bestellanforderungen von hohem Wert die Genehmigung seitens des Managements als relevante Lücke (wir nennen es Execution Gap) ansieht. Wenn Sie aber vollständige Transparenz (statt nur einer vagen Vorstellung) über Ihren Ist-Prozess haben, lässt sich schnell und objektiv feststellen, dass Bestellanforderungen dieser Größenordnung nur sehr selten vorkommen, sagen wir in 1% aller Fälle. Wenn Sie bei der Fit-Gap-Analyse nur Selbstauskünfte Ihrer Teams bauen, riskieren Sie, dass Ausnahmefälle plötzlich als relevante Lücken gelten, während Probleme mit größerem Business Impact wiederum übersehen werden.
Das kann wiederum den Erfolg der gesamten Migration aufs Spiel setzen: Denn eine lückenhafte Fit-Gap-Analyse führt oft zu unvorhergesehenen Problemen beim Go-Live, die Ihren Zeitplan durcheinander bringen und Ihr Budget empfindlich belasten können.
Für ein wasserdichtes Prozessdesign (wie sollen Ihre neuen Prozesse aussehen und welche Lücken müssen Sie dafür im neuen System schließen), müssen Sie Ihre operativen Prozessdaten nutzen. Nur wenn Sie Ihre jetzigen Workflows mit dem Soll-Prozess abgleichen (und die Ursachen für Abweichungen erkennen), können Sie Schwachstellen ausbessern, bevor sie zum Problem werden.